Portraits

Portrait Gallery

Face Cartography

gallery_viewDaniel Boschung cartographies faces. The composed mega portraits are irritating.

‘The Machine View’ is the Swiss publicity and coverage photographer’s newest project. He cartographies faces. Instead of taking pictures himself, he removes himself out of the process by delegating the work to an ABB industrial robot driven by a control software, which was written exlusively for this task. The standardized portraits have a surprising impact.

Each picture consists of about 600 single shots with a size of 900 million pixels. The result is hyper realistic. A stubble turns into a trunk, a wrinkle into a canyon, the nostril into a cavern. These facial landscapes are dismaying – why? ”Emotions are completely missing. Emotions show up only briefly while Macro photography takes half an hour. The person has to stay motionless while being photographed by the robot” explains Boschung.

Boschung uses a Canon EOS Mark ll camera with a 180mm macro lens, which he transformed into a telecentrical lens. For his flash installation his uses the Scoro S 32000 RFS 2 from broncolor, one of only a few flash generators able to cope with these extraordinary demands. Boschung’s requirements were short flash frequencies, constant light temperatures and short loading cycles. Other flash lights tend to overheat, have to be cooled with ice packs and exhibit variable colour spectrum.

600 shots in 20 minutes for one facial landscape

German Translation

Der Mann und der Roboter, die Gesichter kartographieren

600 Fotos in 30 Minuten für 1 Bild: Daniel Boschung kartographiert Gesichter. Die zusammengesetzten Megaporträts irritieren.

«The Machine View» hiesst das neuste Projekt des Schweizer Werbe- und Reportagefotografen Daniel Boschung (54). Er kartographiert Gesichter. Statt selbst zu fotografieren, delegiert er die Arbeit an einen ABB-Industrieroboter mit eigens programmierter Steuerungssoftware. Die standardisiert hergestellten Porträts haben eine überraschende Wucht:

Ein Bild besteht aus Hunderten von Einzelfotos, ist 900 Millionen Pixel gross (1,8 mal 1,8 Meter) und hyperrealistisch. Die Bartstoppel wird zum Baumstrunk, die Hautfalte zum Canyon, das Nasenloch zur Höhle. Die Gesichtslandschaften verstören – weshalb? «Es fehlen die Emotionen», sagt Boschung. «Gefühle zeigen sich flüchtig. Die Makrokartographie aber dauert eine halbe Stunde. Der Mensch muss regungslos verharren, während er vom Roboter abfotografiert wird.»

Zusammengesetzt ergeben die Einzelfotos das Urbild der fotografierten Person – neutral und nüchtern, ehrlich und echt. «Gleichzeitig ist jedes Porträt ein grosser Schwindel», sagt Boschung. Das fertige Bild ist eine Komposition aus digitalen Fragmenten und keine Momentaufnahme, obwohl es so wirkt. «Meine Porträts bilden die Realität künstlich ab.»

Die Täuschung ist beinahe perfekt. Weil man winzige Details entdecken kann, sagt der Kopf: Dieses Foto ist echt! Der Bauch hingegen protestiert: Da ist was faul! Worüber die Intuition stolpert, ist erst im zweiten oder dritten Blick offensichtlich – wenn überhaupt.

Was macht den Menschen einzigartig? Diese Frage treibt Daniel Boschung an. Indem er sich aus dem kreativen Prozess herausnimmt und standardisiert fotografiert, ja fast wissenschaftlich präzis, nähert er sich dem Individuum an.

Erst als Serie betrachtet offenbaren die Megaporträts ihre Individualität – schonungslos direkt. Wegen ihrer Grösse und Detailtreue seien manche Gesichter nur schwer zu ertragen, so Boschung. «Es gibt weder eine schützende Distanz noch eine beschönigende Ästhetik.»